Bildhauerei

Geschichte der Steinbildhauerei vom Altertum bis zur Gegenwart

In einem Versuch, seine Vorstellung von der Welt um ihn herum zu verkörpern, schuf der antike Mensch eine der frühesten Steinskulpturen, die später als neolithische Venus bezeichnet wurde. Diese übertriebene, ja groteske Darstellung des weiblichen Körpers symbolisierte nach Ansicht der Gelehrten die Fruchtbarkeit, die große Muttergöttin, das ewige Symbol für die Unendlichkeit des Lebens.

Die Epoche der großen antiken Zivilisationen war auch durch die Schaffung prächtiger Steinskulpturen gekennzeichnet. Es genügt, an die mächtigen geflügelten assyrischen Löwen und Büffel, die Sphinxen und Götter Ägyptens und die atemberaubend schönen römischen Marmorkopien der antiken griechischen Statuen, die zumeist aus Bronze gefertigt waren, zu erinnern. Die Figur der geflügelten Nike von Samothrake, ihres Kopfes beraubt, aber immer noch so ausdrucksstark wie eh und je, schockiert noch immer die Phantasie.

Im Mittelalter diente die Steinbildhauerei vor allem der Schaffung religiöser Bilder und der Darstellung von Herrschern über Jahrhunderte hinweg. Von zahlreichen Tempeln, wie der Kathedrale von Rouen und Notre Dame de Paris, sind Skulpturen erhalten geblieben, aber die Namen ihrer Schöpfer sind nicht überliefert.

Renaissance
Die Statuen der Renaissance verblüffen durch ihren Realismus und ihre künstlerische Vollkommenheit. Die Technik der Steinbearbeitung erreichte ihren Höhepunkt in der berühmten Statue des David von Michelangelo Buonarotti. Dieser geniale Meister kannte den menschlichen Körper in Perfektion und war nicht minder virtuos im Umgang mit dem Meißel. Sein David ist nicht nur perfekt, sondern auch äußerst realistisch und es scheint, als würde echtes Blut durch seine Marmoradern fließen.

Nach und nach wurde die Bildhauerei immer intimer und hörte auf, nur zur Dekoration von Plätzen, Kirchen und Palästen zu dienen. Kleinere Statuen wurden für Parks und zur Dekoration von Brunnen angefertigt, und immer mehr Stücke schmückten den Alltag der Aristokraten und des wohlhabenden Bürgertums. Stein wird immer seltener für solche Skulpturen verwendet, vor allem Marmor, da er das teuerste Material ist. Antonio Canova wurde berühmt für seine Skulpturengruppen von außergewöhnlicher Schönheit.

Neue Zeit
In der heutigen Zeit sind die Steinstatuen von Auguste Rodin die beeindruckendsten und innovativsten. Die Version des Autors von „Der Kuss“ hinterließ beim Publikum einen unauslöschlichen Eindruck, der durch den Realismus des Bildes und die Kraft der Gefühle besticht.

Die neue Zeit war von großen Veränderungen in der Kunst geprägt, die sich auch auf die Bildhauerei auswirkten. Es entstehen neue Formen und Strömungen, und die Steinskulptur verliert ihren Realismus und passt sich ganz den avantgardistischen Vorstellungen von Kunst an. Moderne Materialien kamen in Mode, und Stein, ein teures und schwer zu bearbeitendes Material, wurde nur noch selten verwendet.

Neue Zeit – neue Bilder und neue Technologie. Der spanische Bildhauer Jose Manuel Lopez Castro beispielsweise versteht es, schwer zu bearbeitenden Granit und Quarz so zu bearbeiten, als wäre es weicher Ton. Seine Arbeit ist einfach, einzigartig und sehr beeindruckend. Die Zeit wird zeigen, was die Zukunft für die Steinbildhauerei bereithält.